Erstens kommt es (gaaaaanz) anders…
… zweitens als man denkt.
Erich Kästner at his best. Ich möchte hier bestimmt nicht philosophisch werden, 2013 wollte ich zu MEINEM Jahr machen und es ist mir schon auf der Jahreshälfte gelungen. Es ist überraschend, schön, manchmal nachdenklich, aber immer wieder spannend. Und: Ich habe bisher aus allen Gemütslagen etwas für mich mitgenommen und fühle mich auf dem Höhepunkt des Jahres 2013 #Sonnentanz. Wenn das Jahr noch mehr für mich parat hat, dann hat es sich auf alle Fälle gelohnt, an Sylvester massenweise Glückskekse gebacken zu haben 😉
Glück ist eine Fügung von schönen Momenten, nur muss man auch immer wieder den Spreu vom Weizen trennen, wenn das eine das andere überwiegt. Und auch Entscheidungen treffen, die vielleicht nicht gleich auf Anhieb bei anderen auf Verständnis stoßen. Aber darum geht es mir auch nicht. Unter dem Strich ist es wichtig, dass man ganz und gar bei sich selbst und glücklich ist. Es hat viel gemenschelt und daraus habe ich meine Konsequenzen gezogen. Aber auch wenn man Türen schließt, öffnen sich neue. Und das ist doch das spannende dran, oder…?
Mein Triathlon-Projekt wurde unter anderem auch Opfer dieser Spreu-Weizen-Trennung. Der Triathlon mag gut durchdacht gewesen sein, aber das Rookie-Projekt selbst wurde nur sehr wenig voran getrieben. Es flossen kaum Infos, auf Fragen kamen halbherzige oder gar keine Antworten. Gemeinsame Termine wurden kurzfristig abgesagt oder man hat davon erst erfahren, wenn diese schon gelaufen waren. Auf Versprechen folgten keine Taten, ließ man einfach unter dem Tisch fallen und so vieles mehr… Das war schon irgendwie ‚strange‘. Ich schaue mir so etwas sehr lange in Ruhe an, aber peut á peut macht das immer weniger Spaß. Dabei war ich mal soooo motiviert…
Doch es kam, wie es kommen musste: Völlig überraschend informierte der Trainer alle Rookies, dass er wegen Uneinigkeiten mit der Projekt Organisation aus dem Projekt aussteigt. Huch! Aber wir würden weiterhin unsere Trainingspläne erhalten. Das fand ich anständig, immerhin konnte man sich auf die wöchentlichen Trainingspläne verlassen und alles andere ging mich ja nichts an. Dachte ich…
Falsch gedacht. Plötzlich zeigte sich der Projekt-Organisator von seiner aggressiven Seite, unfreundliche Bemerkungen in E-Mails waren da nur der Anfang. Hossa, was geht hier ab? Das wollte ich doch gleich einmal direkt wissen und rief ihn an. Nach einem langen, aber sehr ruppigen Telefonat trennten wir uns uneinig. Weil ich mich aus den oben genannten Diskrepanzen komplett rausgehalten habe, wurde mir unter anderem fehlende Loyalität vorgeworfen. Finde den Fehler! Kennt ihr diesen Moment, wenn man nicht weiss, ob man lachen oder jemanden schütteln soll, bis man kapiert, der andere meint das völlig ernst…?! :-/
Es gibt Momente, da prallen alle Vorwürfe einfach an einem ab, weil man sich seiner Unschuld so ziemlich sicher ist. Da zeigt man sich völlig emotionslos, weil man sich nicht einmal verteidigen muss und auch nicht will. Ich dachte zunächst sogar an ein Missverständnis. Und dann war mir eines so klar: mit diesem Menschen wirst du nicht grün. Heute nicht, morgen nicht, nie…
“No matter how badly people treat you, never drop down to their level, just know you’re better and walk away.” (unknown)
Ich hätte so ganz Widder-like auch – rabatz – in den Hörer brüllen können, aber ich hatte dazu einfach keine Lust und am Ende macht der Ton die Musik und der passte mir einfach nicht. Manchmal ist es ganz gut, einfach nichts mehr zu sagen, wenn man nichts mehr hinzuzufügen hat. Ich gab den Hörer irgendwann kommentarlos meinem Schatz, der Routine im Umgang mit schwierigen Menschen hat. Ich weiß, es ist nicht die feine englische Art, aber auflegen erschien mir noch unhöflicher. Aber außer dass jemand am anderen Ende endgültig ausrastete, kam nichts dabei heraus. Ich war trotzdem stolz auf meinem Schatz, der das Gespräch so ruhig und sachlich beendete. Und dann: “Ganz ehrlich, Maus? An deiner Stelle würde ich aus dem Projekt aussteigen!” Huch, da war ich platt. Und nachdenklich.
Jap, aus diesem Grund verabschiedete ich mich aus diesem Projekt.
“Sometimes the fastest way isn’t always the best way.
Sometimes the best things in life take a while.”
Es war das Ende eines Projektes, aber sicherlich nicht das Ende meines Traums 🙂
Das war im Mai, ich war immer noch hochmotiviert und musste mich neu organisieren. Doch dann der nächste Schreck: bei einer Sportmedizinischen Untersuchung kam heraus, dass mein Blutdruck viel zu hoch ist. Meine Leistungsfähigkeit, Herz und Lunge haben sich unter dem Leistungs-EKG, Laktatmessung und Spiroergometrie super geschlagen, aber mit dem Bluthochdruck durfte ich erst einmal keinen Leistungssport machen. Ich musste dem Trainer absagen und bin erst einmal in ein kleines Tief gefallen…
Mit Tabletten kann ich den Blutdruck wieder stabilisieren, aber die Ursache dafür kenne ich immer noch nicht. Training nur moderat… Ich fragte unsere Trainerin aus unserem Verein um Rat. Immerhin ist sie ein Urgestein in Sachen Triathlon. Würde ich mal frei behaupten und ich glaube, sie hat schon Triathlon gemacht, als dies noch als reiner Männersport verschrien war. Normalerweise gibt sie kein Einzeltraining, aber ehe ich mich versehen konnte, nahm sie mich unter ihre Fittiche – streng, aber herzlich. Und forderte von mir moderate, aber lange Einheiten. Das hieß aber für mich mehrfach in der Woche 2 Stunden laufen und/oder 3 Stunden Rad fahren. Dann Einheiten mit leichten Intervallen, dann mit schweren, längeren Intervallen… So trainierte ich nach ihren Vorgaben und holte mich selbst wieder aus meinem kleinen Tief. Und ganz wichtig: es machte wieder so richtig Spaß! 🙂
Eines Tages lief eine Radeinheit so verdammt gut, ich konnte locker den von ihr geforderten 26er Schnitt halten ohne dass mein Puls hoch ging und sie war nicht nur erstaunt, sondern sichtlich stolz: „Jetzt kannst du dich anmelden!“ Total aufgeregt saß ich noch am gleichen Tag vor dem Rechner und nannte mich online für eine Sprintdistanz: 500m Schwimmen, 23km Rad, 5km Laufen. Ich war gespannt wie Bolle. Und dann konnte es für mich nicht schnell genug gehen: für eine Kurzdistanz sollte es nicht mehr reichen, aber ich trainierte so hart wie noch nie, nur um ihre Vorgaben zu erfüllen und um das Beste für mich herauszuholen.
Während andere bei der Sommerhitze nach der Arbeit noch ins Freibad gingen, um sich abzukühlen, setzte ich mich auf’s Rad. Oder ging morgens um 7 Uhr schon laufen. Und das mehrfach in der Woche. Oder wir absolvierten gemeinsam Koppeltrainings (2 Disziplinen direkt hintereinander). Es war ein völlig anderes Training, bei dem ich selbst merkte, wie ich mich entwickelte. Eine Woche vor dem Wettkampf kam eine Rückmeldung von meiner Trainerin, die mich sichtlich stolz machte: „Alles bestens mit dem Training. Du machst das richtig gut. Das wird sicher schöner Wettkampf“. Strike! Was für ein tolles Gefühl! 🙂
Je näher der Wettkampf mit dem schönen Namen „Summertime Triathlon“ rückte, umso aufgeregter wurde ich. Den Abend zuvor holte ich die Startunterlagen und bereitete 4 Taschen vor: für die beiden Wechselzonen, für die erste Disziplin Schwimmen und nach dem Rennen. Hey, das ist ja mal eine Logistik für sich! Während man beim Marathon alles am Leib trägt, muss man beim Triathlon sein Material wohl überlegt an verschiedenen Stellen verteilen. Ich hatte eigens dazu eine Checkliste, damit ich auch ja nichts vergesse und 6 Flaschen Getränke vorbereitet: eine vor dem Start, je eine in der Wechselzone, eine für’s Rad, eine Handflasche für’s Laufen und ein Recovery-Shake für danach. Dann putzte ich noch akribisch mein Rad, vor allem die Kette und die Schaltung. Ich glaube, so geglänzt hat mein Ritzel und Blatt noch nie 😉 Alles wurde nachgeölt und fit gemacht für den großen Tag. Und die Aufregung stieg…
Summertime Triathlon – rocken wir das Ding!
Ich war schon vor dem Wecker wach. Mein Start war mit der zweiten Startwelle um 12.32 Uhr in der Mittagshitze. Ich hatte einen Heidenrespekt vor dem Wetter. Es war einfach in den vergangenen Tagen viel zu warm und das bisschen Regen hat nur die Luftfeuchtigkeit angekurbelt. Zudem würde eine Dehydration mein Blut verdicken und den Blutdruck erhöhen. Was mich im schlimmsten Fall erwartet, brauche ich wohl hier gar nicht erwähnen… Also viiiiel trinken! 😉
Mein Schatz und ich fuhren mit vollem Kofferraum zur zweiten Wechselzone ins Stadion. Dort wurde vom Rad auf’s Laufen gewechselt und ich war erst einmal enttäuscht, dass ich am Arsch vom Stadion meine Nummer entdeckte. Ächz, das hieß für mich, mit dem Rad und Klickpedalen unter den Füßen quer über die Stadionwiese zu rennen. Das ist Laufen wie auf Eiern. I love it – NOT! Viel lieber hätte ich das mit Laufschuhen getan. Okay, dann eben kein Wunschkonzert. Ich richtete mir in Ruhe meine Zone ein und fuhren mit 2 Taschen auf dem Rennrad zum See.
Dort starteten gerade die Kurzdistanzler und die Luft vibrierte, was meine Aufregung noch steigerte. Ich traf einige vom Verein, sah mir die Schwimmstrecke an, die ich vorher zweimal (allerdings ohne Bojen) ausgetestet habe und wartete, bis die Wechselzonen frei gegeben wurden. Auch hier hatte ich es nicht ganz so proper erwischt: die letzte Reihe an Bäumen (Wurzeln = Stolperalarm) entlang etwa in der Mitte. Dort legte ich ebenfalls mein Material bereit, stellte meine Pedale und Gang startklar ein und setzte den Tacho zurück. Was sich als Goldes Wert heraus stellte, war die alte Saftflasche mit großer Öffnung für meine schmutzigen Füße. Ich habe sie mal pro forma bereit gestellt, aber nach dem Schwimmen waren die Füße so voll mit Sand, Gras und Erde, dass ich sie nur mit einem Schubs Wasser wieder sauber bekam, bevor ich in die Socken stieg.
Der Wettkampf selbst war hart, dennoch war ich wirklich gut trainiert.

Kurz vor dem Schwimmstart war ich extrem aufgeregt, mein Herz schlug mir bis zum Hals. Ich positionierte mich so, dass ich nur gerade aus auf die Boje zuschwimmen musste. Startschuss, rein ins Wasser und kraulen, kraulen, kraulen. Ich atmete auf beiden Seiten in abwechselndem 3er-Rythmus und war irritiert: Tritte von links. Ich lag im vorderen Drittel der Meute, da wo sich die meisten Männer befanden und da trat mich einer erbarmungslos. Kurz vor der Boje war mir das zu viel, ich hatte ein Kopfkino, dass es an der Boje noch schlimmer wird und wollte nach außen, weil die innen schwimmenden Teilnehmer alle zu mir rüber zogen. Dann driftete ich zu weit nach außen ab und musste einen Umweg in Kauf nehmen. Aaaah…! Ich ließ mich von dem Schauspiel, das ich so nicht kannte, ablenken und bekam noch beim Versuch, wieder Tempo aufzuschließen, einen Krampf. Meine Technik wurde unsauber und ich fiel zurück ins zweite Drittel der Menge. Ich hatte mir 8 Minuten für die 500m vorgenommen, 9 Minuten wären auch noch gut gewesen. Ich habe etwas länger gebraucht und stieg schwer enttäuscht aus dem See.
Dann rannte ich über den abgesperrten Weg an den jubelnden Menschenmassen vorbei zum Rad. Naja, eigentlich torkelt man eher… Schon einige Male geübt, zog ich mir das Startnummernband über die Hüfte und versuchte, einbeinig mit nassen Füßen in die Socken zu steigen. Gleichgewicht halten ging gegen null und dann zog ich auch noch den Socken verkehrt herum an. Argh…! Also noch einmal und verlor da weitere kostbare Zeit. Ich nahm mein Rad vom Ständer und lief mit den Klickpedalen zur Startlinie, wo ich auf’s Rad steigen durfte. Ich trat in die Pedalen, um schnell fort zu kommen und schaltete direkt hoch. Meine Trainerin sagte mal, ein 26er Schnitt sei in Ordnung. Doch nichts war in Ordnung, es überholten mich gleich einmal 2 Männer und ich hatte auch meinen Stolz! Ich wechselte auf’s große Blatt und hielt konstant diese Einstellung bei. Nur mit dem Ritzel veränderte ich meine Gänge, selbst bei den Wendepunkten oder bei Brückenanstiege, und konnte so einen Schnitt von 29km/h halten. Das ist ganz sauber, denn man muss dazu anmerken, dass man, um so einen Schnitt zu fahren, mindestens konstante 33km/h fahren muss, da Gegenwind, Wendepunkte und Brückenanstiege nochmal ein bisschen Tempo rausnehmen.
Für mich war das hart. Meine Oberschenkel brannten, aber ich biss die Zähne zusammen. “Ich schaffe das!” machte ich mir zu meinem Mantra. Nach 49 Minuten kam ich beim Stadion an, musste absteigen und lief die Wiese entlang. In der Zwischenzeit hat sich meine Mum jubelnd zu meinem Schatz gesellt, der mich mit seinem Mountainbike an der Strecke supportete und an prägnanten Punkten stehen blieb, um mich anzufeuern und zu fotografieren. Ich freute mich sehr! Es gibt nichts schöneres, als wenn deine Liebsten an der Strecke stehen und dir sichtlich stolz zujubeln! Da geht mein Herz auf 🙂
Ich schlüpfte in die Laufschuhe, zog sie mit den Stopper zu und lief los. Das lief fast wie geschmiert. Aber hui, waren meine Bein hart. Also machte ich erst einmal locker. Nach 2km ging es besser, mein Puls hat sich ein wenig normalisiert und ich wollte ein bisschen Tempo anziehen und vorher noch ein Gelchip zu mir nehmen. Gelchips sind effiziente Energielieferanten, die man sich in die Backentaschen schiebt und dessen Wirkstoffe über die Schleimhäute aufgenommen und direkt ins Blut abgegeben werden. Aber ich musste sie unterwegs verloren haben, sie waren nicht mehr da! Aaaah! Ich hörte mich lauthals fluchen… Also trabte ich weiter vor mich hin. Und plötzlich, als habe man mich erhört, sah ich einen Gelchip auf der Straße liegen. Das muss jemand verloren haben! Was mir erst hitzebedingt wie eine Fata Morgana vorkam, schnappte ich mir vom Boden weg, riss die Packung auf und -schwuppdiwupps- schob ich das schon etwas aufgeweichte Teil in die Backentaschen (jaaa, bitte sagt nichts! 😉 ) und konnte dann kurz darauf mein Tempo auf die letzten 2km wieder anziehen. Kurz vor dem Stadion hörte ich schon die Musik und spürte die Luft vibrieren. Meinem Körper überzog es wie ein kleiner Rausch, wie ich es vom Marathon kenne. Es fing mit Gänsehaut an, die Haut vibrierte, ich spürte weder Hitze noch Müdigkeit noch Schmerz und nutze diesen Moment, um mein Tempo erneut anzuziehen. Meine Beine waren auf einmal leicht wie eine Feder, ich hob sie schön an und lief Freude strahlend ins Ziel ein.

YES, I CAN! Aber sowas von!
Die Laufzeit war mit 37 Minuten zwar nicht das, was ich mir eigentlich vorgenommen hatte, aber unter dem Strich liege ich mit der Gesamtzeit noch unter meiner angepeilten Zeit und habe in meiner Altersklasse den 9. Platz gemacht.
Da bei diesem Wettkampf vorwiegend Ambitionierte und Profis teil genommen haben, die das Rennen ganz schön schnell gemacht haben, liege ich in der Gesamtwertung etwas weit hinten, aber darauf kommt es ja auch nicht an – zumindest nicht beim ersten Mal 😉 Ich bin zufrieden. Nein, glücklich. Vor allem, weil ich einen Weg gegangen bin, der zu mir passt, auch wenn die Umsetzung ein bisschen länger gedauert hat. Das erfüllt mich am meisten mit Stolz. Ich brauche niemanden, um meine Ziele zu verwirklichen, ich brauche nur vielleicht Menschen auf meinem Weg, die mir gut tun, die mich supporten und sich mit mir freuen. Das ist das, was mich erfüllt.
Wir müssen alle das tun, was unser Herz zum Singen bringt. Das macht uns als Menschen aus 🙂
P.S.: von Muskelkater keine Spur. Also alles richtig gemacht. Ich liebäugel schon mit dem nächsten Triathlon… Ja hallo, nach alldem hab’ ich jetzt Blut geleckt…! 😉
Lots of love…